Stillstand.

Statt im August 300km von einer englischen Küste zur anderen zu wandern, trete ich nun auf der Stelle. Ich habe zwar immer noch keine eindeutige Diagnose, gerade deutet doch wieder viel auf einen Leistenbruch hin (oder zwei?), was aber die Probleme mit dem Bein auch nicht erklären würde. Die nächste Ärztetour dann kommende Woche. So oder so ist jedenfalls klar, dass ich im momentanen Zustand nicht in zwei Wochen eine solch anspruchsvolle Fernwanderung antreten kann.

Schon länger hatte sich das ja angedeutet, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Es ist eine herbe Enttäuschung. Viel hatte ich mit der Wanderung verbunden: Weiterkommen, rauskommen, Dinge hinter mir lassen, mit der Natur verbunden sein, den Körper zu spüren und an Grenzen zu gehen… Schon möglich, dass ich auch zu viel damit verbunden habe, dieses Vorhaben zu sehr “aufgeladen” habe.

Jetzt das Gegenteil: Stillstand, auf der Stelle treten, nicht weiterkommen, festgenagelt sein. So fühlt es sich zumindest zunächst an. Auch in anderen Lebensbereichen stellt sich dazu nicht ein erhoffter Wandel ein, sondern es geht so weiter wie bisher. Zum ersten Mal erlebe ich auch ganz bewusst, dass mein Körper mir Grenzen aufzeigt. Bisher galt bei mir ja immer mein Kindheitsspruch “Wenn ich will, dann will ich!”. Nun kann ich so viel wollen wie ich mag, es geht einfach nicht. Diese Erfahrung werde ich sicher noch des Öfteren machen, also lohnt es sich nun wohl, einen guten Umgang damit zu finden.

Körper, Geist und Seele. Ich habe in den letzten Wochen wieder einen Hatha-Yogakurs gemacht, eine sehr ruhige Yogaform mit viel Entspannung. Dazu gehören innere Bekräftigungen wie “Ich bin die strahlende Sonne meines Lebens”. Auf den ersten Blick klingt das reichlich bescheuert und sicherlich hätte ich das früher nur belächelt. Doch nun tut es mir unglaublich gut und ich kann etwas damit anfangen. Wenn wir z.B. Asanas machen, die bekräftigt werden mit “Ich bin harmonisch. Harmonisch im Körper. Harmonisch im Geist. Und in der Seele.”, dann merke ich, dass ich da noch nicht hingekommen bin – die Harmonie fehlt mir gerade. So hängt eben alles zusammen:  Körper, Geist und Seele.

Mein Körper mag nun also gerade nicht weiter, weiter, weiter… er stoppt mich. Und mein Geist und meine Seele müssen nun lernen, damit umzugehen.
Es kann ja auch von Vorteil sein, auf der Stelle zu treten. Innezuhalten. Im Hier und Jetzt. Auch eine ganz wichtige Komponente im Yoga: Im Moment sein. Achtsam mit dem Körper umgehen. Den Fokus im Atem. Konzentration an einem Ort ohne Gedanken. Stille erleben.
Nun herrscht eben auch bei mir Stillstand, das Gegenteil meiner sonstigen inneren Unrast. Das ist vielleicht eine noch größere Herausforderung als 300 km in 14 Tagen zu gehen?!  Der C2C-Walk bleibt dennoch auf der Bucket List!

 

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