Verletzlichkeit.

Manchmal ist es ja doch für was gut, wenn man prokrastiniert und bei Facebook so sinnfrei vor sich hinscrollt. Denn ab und an stößt man auf etwas, von dem man noch gar nicht gewusst hat, dass man genau das gesucht hat. Mir ging es vergangene Woche so mit dem ze.tt-Artikel zum Thema “Verletzlichkeit” mit einem Verweis auf einen sehr interessanten TED-Talk.

Ich hab schon einige TED-Talks gesehen und finde das auch ein tolles Format. Beinahe wäre ich zur letzten TEDx in München gegangen, aber dann war es mir irgendwie doch zu teuer oder ich hatte keine Zeit… Oder beides. Jedenfalls denke ich mir jedes Mal, wenn ich einen guten TED-Talk auf YouTube sehe, dass man sich dafür Zeit nehmen sollte. Aber da muss man eben auch wach und aufmerksam sein – ist schon was anderes als eine Folge Grey’s Anatomy oder The Good Wife bevor man ins Bett geht.

Letzte Woche stellte ich fest, dass ich einen der meistgesehenen TED-Talks noch nicht gesehen hatte – und dass dies ein großes Versäumnis war. Falls es einem oder einer Mitlesenden hier auch so geht, dann bitte tut euch den Gefallen und schaut ihn euch an (siehe ganz unten)!

In dem Talk spricht Brené Brown über “The Power of Vulnerability”. Seit 17 Jahren forscht die Psychologin und Professorin an der University of Houston zu diesem Thema und hat mehrere Bücher darüber geschrieben. Zentrale Frage: “Wie lernen wir, unsere Verletzlichkeit und Unvollkommenheit zu akzeptieren, damit wir mit mehr Würde und Authentizität durch unser Leben gehen können?”

Eine unglaublich spannende Frage, wie ich finde. Denn wenn der Coolness-Panzer abgelegt ist, wird es doch erst spannend. Tiefe Beziehungen zu anderen Menschen kann man nur aufbauen, wenn man sich öffnet und auch seine Verletzlichkeit zeigt. Wie Brown mit Augenzwinkern sehr zu recht feststellt: Die Verletzlichkeit ist es doch, was wir bei anderen als erstes suchen – und bei uns selbst als letztes preisgeben wollen.

Verletzlichkeit hat viel mit Schamgefühl zu tun, wie sie weiter ausführt – sich verletzlich zu zeigen, kostet Mut. Und es ist eben kein Zeichen von Schwäche. Wir machen uns verletzlich, wenn wir zugeben, gescheitert zu sein. Wenn wir “Ich liebe dich” sagen. Wenn wir laut und deutlich unsere Meinung vertreten – ohne zu wissen, ob die anderen dergleichen Meinung sind. Wenn wir jemandem ein ehrliches Feedback geben. Wenn wir nicht an der Oberfläche bleiben, sondern in die Tiefe gehen.

Wie Brené Brown sagt:

Vulnerability is not winning or losing: It’s having the courage to show up and be seen when we have no control over the outcome. Vulnerability is not weakness: It’s our greatest measure of courage.

Der Witz ist ja: Verletzlich ist jede*r von uns. Das müssen wir nicht lernen. Nur zulassen. Also, dann mal los!

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