Shoppen.

Ab und an gehöre ich gern zu den Leuten, die groß rumtönen, dass sie schon eeeeeeewig nichts mehr bei Amazon bestellt haben und das auch nie wieder tun werden, denn mal ehrlich: die Arbeitsbedingungen dort, das Sterben der kleinen Einzelhändler*innen, die Steuern, die nicht bezahlt werden, die Überwachung, die Undurchsichtigkeit, usw…

Wenn man ehrlich ist, ist das Schönfärberei. Denn natürlich verhalte ich mich bei Weitem nicht so nachhaltig, wie ich wollte. Da kaufe ich zwar hin und wieder ein Teil bei ArmedAngels, aber dann seh ich eine Jeans bei S’Oliver, die (selten genug) sogar passt und kaufe sie spontan. Lange liebäugelte ich mit dem Fairphone – um mir dann doch wieder ein iPhone zu kaufen, wenn auch erst, nachdem mein bisheriges nach über vier Jahren wirklich den Geist aufgegeben hatte. Musik höre ich liebend gern über Spotify, wohl wissend, dass die Künstler*innen da nicht viel Geld sehen (aber tun sie das bei CDs?! Zum Beschönigen sag ich mir, dass ich immerhin auf Konzerte meiner Lieblingskünstler*innen gehe und hoffe, dass ihnen etwas vom Ticketpreis bleibt…). In der Küche hängt die Liste, welche deutschen Firmen Produkte von Monsanto verwenden.. tja, und nebendran im Kühlschrank finde ich sicher eines davon, wenn ich gut suche – auch wenn wir uns Mühe geben und viel im Bioladen kaufen.

Doch zurück zu Amazon. Gestern wäre ich fast so weit gewesen, dort eine Bestellung aufzugeben – aufgrund eines sehr unbefriedigenden Offline-Kauferlebnisses. Beziehungsweise Nicht-Kauferlebnisses. Wir hatten den großen Vorsatz, schon lange geplante Anschaffungen endlich zu tätigen. Natürlich im Laden, wegen der Beratung und des “Touch & Feel”. Auf der Liste standen ein Notebook, eine Brotschneidemaschine und (mit Fragezeichen versehen) ein Kärcher Fenstersauger. Gut, vielleicht war das Einkaufszentrum in der Nähe dafür nicht das idealste Ziel, aber aus Zeitmangel entschieden wir uns dafür. Gut, es hätte uns vielleicht vorher klar sein können, dass wir die “gesparte” Zeit dafür benötigen würden, den richtigen Ausgang des Einkaufszentrums zu finden, um den Weg zum benachbarten Saturn zu erwischen. Endlich im Laden angekommen, stellte sich heraus, dass die gewünschte Version des angedachten Notebooks nicht vorrätig war. Also weiter zu den Brotschneidemaschinen – hier verhielt es sich wiederum so, dass unter den ausgestellten Maschinen zwar ein Modell dabei war, welches in Frage kam, doch dies war nur das unverkäufliche Ausstellungsstück. Gleiches widerfuhr uns beim Karstadt, den wir anschließend ansteuerten. Ernsthaft, warum werden da Geräte zum Verkauf ausgestellt, die man tatsächlich gar nicht kaufen kann? Sehr frustierend! Es erübrigt sich zu sagen, dass der Fenstersauger nicht vorrätig war… “wir erwarten jeden Tag die Lieferung…”.

Mit leeren Händen kehrten wir also leicht entnervt nach Hause zurück, wo ich gleich online nach den gewünschten Produkten suchte. Dabei stellte sich heraus, dass es einen noch viel besseren (da klappbaren und somit platzsparenden) Allesschneider gibt – natürlich las ich brav einige Rezensionen, denn dieser Service der Amazon-Krake ist durchaus vorteilhaft. Auf Saturn.de stellte ich fest, dass die Option “Marktverfügbarkeit prüfen” angeboten wird. Siehe da, ich hatte unseren Einkauf wohl einfach nicht gut genug geplant! So werde ich morgen nach Feierabend nochmals losziehen, um in verschiedenen Läden die gewünschten Produkte zusammenzusammeln. Denn bei Amazon mag ich sie immer noch nicht bestellen, aus oben genannten Gründen, aber ganz ehrlich gesagt auch, weil wir die Pakete nicht bei der “Postfiliale des Grauens”, wie wir sie getauft haben, abholen wollen. Für mich fast der Hauptgrund gegen Onlinekäufe, also kein Amazon (auch) aus Bequemlichkeit. Mal ganz ehrlich…

4 Kommentare

  1. Ich finde das lobenswert. Nur mir stellt sich seit längerem die Herausforderung, dass alles richtig zu machen einfach nicht geht. Nicht online kaufen, nur Gemüse essen (und auf keinem Fall etwas mit Palmöl), Vegane Kleidung, niemals fliegen, Wasser und Energie sparen- die Liste ließe sich noch lange ausbauen. Ich persönlich kaufe fast alles online und die gesparte Zeit und Nerven investiere ich in Ehrenamt, Sport, (veganes) kochen und Reisen (was wiederum negativ ist da meistens mit dem Flugzeug). Alles richtig zu machen ist mir einfach nicht möglich… Aber Teilbereiche davon sind auch gut.

    1. Klar, ist so – man kann das nie in allen Bereichen hinkriegen. Aber wie machst du das mit der Zustellung? Oder lässt du es dir in die Arbeit liefern? Mache ich auch manchmal, ist aber halt eine Gewichtsfrage.

    2. Nachtrag:
      Tatsächlich war der Allesschneider doch nicht verfügbar – trotz anderslautender Onlinemeldung. Aussage des Mitarbeiters: das ist das Außenlager, ich kann das Gerät morgen hier haben.
      Als er meinen Unmut bemerkte, meinte er: “Sie können es sich auch schicken lassen.” Also erklärte ich ihm, dass ich das dann sowieso bei der Post abholen muss und deshalb auch genauso gut nochmal den Weg in die Filiale machen kann.
      Und jetzt kommt’s: daraufhin ließ er mir das Ding kostenlos, per Express am selben Tag nach Hause liefern! Im Zeitfenster 18-20 Uhr, tiramizoo heißt das Zauberwort. Seit 19:45 Uhr sind wir also wieder Brotschneidemaschinenbesitzer. Ich bin begeistert und versöhnt mit der Offline-Welt, toller Service!

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