Jahreswechsel.

Alle jammern, wie schlimm doch 2016 war. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass es in den vergangenen Jahren schon mal Aufmunterungs-Listen gab, was doch gut war im letzten Jahr.

Es ist schon einfach, da mit einzustimmen, denn es findet sich genug, was furchtbar, schrecklich, traurig war. Auf globalem Level allein, es herrscht schlimmster Krieg in Syrien, die Briten haben für den Brexit, die Amerikaner für Trump gestimmt, der Klimawandel schreitet voran, in der Arktis ist es warm wie nie. Das alles macht Angst. Das macht mir viel Angst, wenn ich an meine und die Zukunft nachfolgender Generationen denke.

Dann noch all die tollen Persönlichkeiten, die in diesem Jahr sterben mussten. Ernsthaft, nun auch noch George Michael –  was wären wir denn ohne sein Careless Whisper, Last Christmas und nicht zuletzt seine Version von The First Time Ever I Saw Your Face…? Hach.

Es stimmt also schon, viel war mies in diesem Jahr:

Privat war es im Grunde kein schlechtes Jahr für mich, doch einige Dinge haben mich auch gebeutelt. Lange war nicht klar, warum ich immer wieder Schmerzen an verschiedensten Stellen in meinem rechten Bein hatte, der Wanderurlaub musste storniert und umgeplant werden. Schließlich dann die Diagnose beidseitiger Leistenbruch, die OP inklusive meiner ersten Vollnarkose.
Auch wenn das nun nicht so dramatisch war, hat es mir doch vor Augen geführt, wie selbstverständlich ich bisher davon ausgegangen war, dass mein Körper schon so funktioniert, wie ich mir das vorstelle. Siehe da, eigentlich nicht überraschend, so selbstverständlich ist das nicht. Lesson learned.

Generell habe ich den Eindruck, verwundbarer zu sein als früher. Und, das ist vielleicht schon auch der selbst diagnostizierten Midlife Crisis geschuldet, manches geht mir näher, geht mir länger nach als früher, beschäftigt mich länger. Ich stelle schneller alles grundsätzlich in Frage, und manchmal ist einfach alles zu viel. Da ist mir in den vergangenen Jahren schon einiges an Unbeschwertheit abhanden gekommen, von der ich heute ab und an mal wieder etwas mehr brauchen könnte.

Doch, das ist ja auch klar, diese Veränderungen haben nichts mit dem mutwillig festgelegten Kalenderjahr zu tun. Trotzdem braucht der Mensch es wohl, an solchen Punkten mal eine Rückschau zu wagen. Und, wie in der auch sonst lesenwerten jetzt-Kolumne ganz wahr gesagt wird:

Sich auf die Suche nach dem zu machen, was 2016 gut war, was überhaupt in den vergangenen paar Jahren weltpolitisch und privat alles gut war, ist halt etwas anstrengender und weniger gemeinschaftsstiftend, als sich einfach in den Jammerchor der anderen einzureihen.

Also, das Gute suchen und finden! Dass ich zum Beispiel empfindsamer bin als früher, ist durchaus bereichernd. So schätze ich Geschehnisse, Beziehungen und Freundschaften mehr. Ich jage nicht mehr jedem Kontakt hinterher wie früher, egal ob dieser für mich bereichernd war oder nicht. Dafür bin ich dankbarer um die Leute, die ernsthaftes Interesse zeigen an mir sowie an den Themen, die mich bewegen.

Im vergangenen Jahr bin ich auf viele wohlwollende Menschen getroffen, die mir auf unterschiedlichste Art und Weise geholfen haben oder mich bereichert haben. In der Arbeit lief es gut, wenig Grund zur Klage. Jede Menge tolle Ereignisse gab es auch, Hochzeiten, Feierlichkeiten, Reisen, Ausflüge, inspirierende Veranstaltungen, und vieles mehr. Und, last but not least, wir haben Audioguide-Beiträge für das Münchner Stadtmuseum produziert. Doch, 2016 war auch ein gutes Jahr!

Was ja nicht heißt, dass es nicht noch Wünsche für 2017 geben darf…

 

 

 

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Hey, liebe Bettina, das ist sehr schön geschrieben und trifft auch meine Empfindung sehr gut. Melancholischer, empfindsamer, ein wenig festgefahrener, aber auch sehr dankbar… wie dem auch sei, es tut sich was so um die 40 und das ist eigentlich auch ganz gut. 🙂 Liebe Grüße und einen guten Start ins neue Jahr!

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert