Ja-Wort.

Anne Will und Miriam Meckel haben geheiratet“, so meldet heute die Süddeutsche Zeitung. Eine Meldung, die ich mit gemischten Gefühlen wahrnehme. Einerseits ist es schön zu lesen, dass diese beiden Frauen, deren Werdegang ich seit vielen Jahren schon mit Interesse verfolge, sich nun getraut haben. Andererseits folgt auf die Freude über diese Nachricht ziemlich schnell ein Gefühl der Ernüchterung. Denn es stimmt ja leider nicht. Die beiden haben nicht wirklich “geheiratet”, sondern sie haben eine Lebenspartnerschaft eintragen lassen. Etwas anderes ist in unserem Land nämlich nicht möglich. Unglaublicherweise immer noch nicht möglich, möchte man rufen!

Als wir uns im vergangenen Jahr “verpartnert” haben, haben wir bewusst nicht diesen Terminus verwendet. Auf der Einladung und in unserem Sprachgebrauch haben wir von Hochzeit, Heirat, Ehe etc. gesprochen. Das war uns wichtig, da es für uns nichts anderes ist. Ich spreche auch von meiner Frau, nicht meiner Lebenspartnerin.

Doch ist es uns schmerzlich bewusst, und wir haben auch versucht, dies unserem Freundes- und Familienkreis zu vermitteln: Aufgrund des Bauchgefühls von Angela Merkel (oder wohl eher dem konservativen Teil ihrer Partei) haben wir immer noch keine volle Gleichstellung in Deutschland. Die Unterschiede zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft sind zum Glück in den vergangenen Jahren immer geringer geworden. Die Hauptunterschiede bestehen noch bei der Adoption, dazu kommen noch ein paar kleinere Einzelbereiche, genau nachlesen kann man das beispielsweise auf der Website des LSVD.

Eines habe ich rund um unsere Hochzeit besonders stark gespürt: was trifft, was verletzt, was eben diskriminiert, das ist tatsächlich die Andersbehandlung, eben durch diese anderen Begriffe – bei denen mitschwingt “Eure Liebe ist nicht gleich(wertig)”. Das ist es, was ich nicht akzeptieren kann und was ich auch definitiv nicht so wahrnehme. Es ist ja nicht nur so, dass wir dieselbe Verantwortung füreinander übernehmen wie Heteropaare – unsere Liebe ist doch nicht minderwertiger, nur weil wir nicht aktiv gemeinsam Nachwuchs produzieren können. Das können oder wollen einige Heteros/Heteras ja auch nicht.

Nun kann man die Überschrift der Süddeutschen Zeitung zwar auch positiv deuten: Anders als unsere Regierung machen die Medien hier kein Unterschied mehr, sondern erkennen den Schritt als gleichwertig an. Schwierig finde ich es jedoch mit Hinblick auf die weniger informierten Leser*innen, die sowieso schon genervt sind davon, dass LGBTQI fuer ihre Rechte demonstrieren (auf die leider üblichen (Hass-)Kommentare auf Facebook und dergleichen zu dieser Meldung mag ich gar nicht eingehen). Auch wenn Anne Will durch ihr Management vermelden ließ “Ja, wir haben geheiratet” – so wie wir es selbst auch nicht anderes nennen wollten – wünsche ich mir von den Medien (wenn schon) eine fundiertere Berichterstattung darüber, ähnlich wie es z.B. der Tagesspiegel tat, der titelt “Anne Will und Miriam Meckel haben sich verpartnert” und im Text ausführt “Will und Meckel gingen jetzt eine eingetragene Partnerschaft ein. Diese wurde vor 15 Jahren in Deutschland eingeführt. Der Zugang zur Ehe ist gleichgeschlechtlichen Paaren bekanntlich in Deutschland noch immer verwehrt, über die Öffnung der Ehe wird seit Jahren politisch gestritten.”

Seit Jahren wird gestritten, jeder einzelne Punkt musste vor dem Verfassungsgericht erkämpft werden. Alle Hoffnung liegt nun auf 2017, denn man kann sich fast nicht vorstellen, dass dieses Bauchgefühl noch viel länger anhalten kann.

6 Kommentare

  1. Vom Prinzip bin ich komplett Deiner Meinung. Aber aus der Sicht einer Redakteurin sage ich: “Verpartnert” ist ein so grausiges, gruseliges technisches beamtendeutsches Wort, dass mir da schon im Text schlecht wird. Und dann soll es noch in der Überschrift stehen? Kostet Überwindung.

    1. Ja, grausiges Wort, welches dringend abgeschafft werden sollte! Ich finde, ein Absatz zur ganzen Thematik wär schon drin gewesen, wenn schon nicht in der Überschrift.

    2. Ich gebe dir da auch Recht. Aber gerade weil es so holprig und grausig ist, sollte die Terminologie richtig verwendet werden, um die ungleiche Behandlung sichtbar zu machen.

    3. In Bayern darf man nun auch zum Standesamt(2009), allerdings sehr zum Unmut der CSU ;-). Notare können es nur weiterhin auch tun…

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